Pressetext
In den Räumen der Galerie Michael Werner werden vom 25. April bis zum 7. Juni 2003 Plastiken und Zeichnungen des Künstlers Markus Lüpertz (geb. 1941 in Liberec, Böhmen) rund um das Thema „Aphrodite“ – die Schaumgeborene - gezeigt.
Den Höhepunkt unter den Plastiken, zu denen einige kleine Entwurfsmodelle gehören, bildet die überlebensgroße Figur „Aphrodite“, die in den letzten zwei Jahren nicht nur in Augsburg Aufsehen erregt hat. Die „ehemalige“ Brunnenfigur, die vom Künstler eigens für den Platz vor dem Ulrichsmünster geschaffen worden ist, wurde jedoch nie dort aufgestellt. Die Plastik war ein Geschenk der Herausgeberin der Augsburger Allgemeinen Zeitung, Frau Ellinor Holland, an ihre Heimatstadt. Infolge von Bürgerprotesten wurde die Figur, die bislang vor dem Rathaus der Stadt untergebracht war, im November 2002 abgebaut. Der Grund war die Abweichung dieser griechischen Göttin vom klassischen Schönheitsideal, wie man es von der Venus von Milo oder den Bildwerken eines Praxiteles, Botticellis oder Tizians kennt.
Markus Lüpertz setzte mit seiner Darstellungsweise zu einer Neuinterpretation dieses Themas an, das sich durch alle Jahrhunderte der Kunstgeschichte zieht. Gezeigt wird der Aphroditentypus des 21. Jahrhunderts, welcher im Fall Markus Lüpertz eine gewaltige, lebendige Frau ohne Alter darstellt, die mit einer fleischigen, direkten Körperlichkeit ausgestattet ist. Auf animalische Weise präsentiert sie ihre Reize und innere Schönheit wie ein ungeschliffener Diamant. Ihre groben, ungeschönten Züge regen das haptische Bewußtsein des Betrachters an und zeugen von Ursprünglichkeit. Ihr gewaltiger, erdfarbener Körper, der aus einer zarten blauen Muschel geboren wurde, erinnert an die üppigen, fraulichen Formen der Willendorfer Venus oder die vielgeliebten barocken Rubensfiguren.
Besonders eindrucksvoll ist Ihr Gesicht, das im Gegensatz zum Körper farbig gefaßt und überproportional ist. Mit frischen roten Wangen und Lippen sowie strahlend blauen Augen bringt die Göttin der Schönheit Liebe und Wollust in diese Welt. Der Mythologie nach betrat die Schaumgeborene als erstes die Insel Zypern.
Der imposante Kopf ist auch als Fragment der 240 cm großen Ganzkörperfigur als eigenständiges, ebenfalls farbig gefaßtes Kunstwerk in der Ausstellung zu sehen.
Begleitend zu den erwähnten großen Plastiken werden in lebendigem Gestus dargestellte kleine Figuren sowie Zeichnungen gezeigt.
Markus Lüpertz, der seit 1986 Professor und seit 1988 Rektor an der Staatlichen Kunstakademie Düsseldorf ist, lebt und arbeitet in Berlin, Düsseldorf und Karlsruhe.
Am Tag der Eröffnung feiert der Künstler seinen 62. Geburtstag und wird anwesend sein.
Es erscheint ein Katalog.
